Gleichberechtigung
Wenn die Loveparade auf die Kastelruther Spatzen trifft
Was ist eigentlich mit dieser Gleichberechtigung über die jeder so gerne spricht. Überall Thema und heiß diskutiert. Mittlerweile wird über den Weltfrauentag selbst im TV berichtet.
Ziemlich cool irgendwie ne Frau zu sein. Dieser ganze Hype. Frau sein ist doch einfach cool, als Mann haste da echt ein Problem. Fast schon langweilig ein Mann zu sein. Hiermit begründet sich wohl auch, warum mittlerweile so viele Männer Youtube Channels mit Beauty Inhalt führen, in dem fleißig geschminkt und geposed wird. Ist halt einfach cool als Frau! (Oder ist das jetzt so ein Gender-Ding? Anderes Thema.)
Aber – ist es das wirklich? Und wenn ja, warum?
Lange haben Frauen dafür gekämpft mehr Mitsprachrecht zu
erhalten. Allein das Recht Hosen zu tragen musste erkämpft werden. Wow – heute einfach
unvorstellbar. So und jetzt isse da, die Gleichberechtigung.
Mädels hört auf zu motzen, ihr habt doch jetzt alles was ihr wolltet.
Ach ja, genau. Wir haben ja jetzt alles was wir wollen. Aber was wollen wir
überhaupt? Wollen wir die toughe Businessfrau sein. Eiserne Miene und nichts
außer Business, teure Hosenanzügen und Karriere im Kopf.
Oder wollen wir einfach die „normale“ Frau sein, die vielleicht gar keine
Karriere machen möchte. Die einfach das altmodischste Programm fahren möchte.
Heiraten, Kinder kriegen und ganz für die Familie da sein. Tja – was wollen wir eigentlich?
Abgesehen davon, was wir wollen - was steckt eigentlich in den Köpfen da draußen?
Biste ne Karrierefrau, biste unnatürlich. Hörst nicht auf
deine weiblichen Instinkte. Und sowieso, eine Frau in einer Führungsposition?
Ja genau, voll normal. Deswegen brauch dieses Land auch eine Frauenquote.
Richtig. Ganz normal. Bleibst du daheim mit den Kindern, biste faul.
Tust nichts für deine Personality opferst dich ja komplett für die Kinder.
No
Self-fullfilling. Ahja.
Witzig ne? Was man auch macht, alles nicht ganz so einfach. Das ist so ein bisschen wie die Dicke Person im Café. Bestellt Sie ein Wasser und einen Salat denkt sich jeder „Ja ne is klar, und die Kilos sind an dich rangeflogen“ wird ein Burger und ne Coke bestellt : „War ja klar, dass man sich jetzt auch noch nen Burger gönnen muss“. Du kannst machen was du willst. Du bist chancenlos.
Nun, ein kleiner Ausflug in mein Leben.
Ich arbeite in einem
schwäbischen Unternehmen.
Karohemden, mit dem bequemen Rieker-Schlappen und ne Softshell Jacke gehören
hier zur männlichen Grundausrüstung. Sozusagen das „Starter Kit“ der
schwäbischen Schaffer-Kultur.
Auch Frauen arbeiten hier. So, und jetzt wird es spannend. Gleichberechtigung meets schwäbische Schaffer-Mentalität. Man könnte auch sagen die Loveparade trifft auf die Kastelruther Spatzen.
Du bist als Frau so lange gern gesehen, so lange du eben
hübsch aussiehst und deinen Job machst. Möglichst ohne viel Widerspruch und
immer mit ‘nem Lächeln im Gesicht. „A Mädle halt“.
Ja, ist doch cool mag sich jetzt der ein oder andere von
euch denken. Setzte dich morgens hin, arbeitest und dann um 17 Uhr lässt du den
Stift fallen. Mhm. Voll cool.
Neben deiner eigentlichen Arbeit hast du nämlich noch die sogenannten „Spezialaufgaben“. Whoop whoop – Her mit den Moneten! Spezialaufgaben bringen das ganz große Geld, gar den Durchbruch in die Führungsriege. Not.
Besprechungsräume bewirten – und das heißt auch nach einer Besprechung den ganzen männlichen Kollegen den Dreck hinterher zu räumen, damit der Raum wieder vorzeigbar für den neuen Termin ist. Gibt es einen Papierstau, ist deine Superpower gefragt und die Spülmaschine ist so ein Gerät, das grundsätzlich nur von Frauen bedient werden kann. Liegt wohl an der Ergonomie unserer Hände. Die sind da wohl einfach besser für geeignet, oder haben eine Art „Rutschnoppen“- Funktion, damit das Geschirr nicht aus der Hand rutscht. Weiß ich nicht. Aber ja, stimmt. Ist echt einfach cool so als Frau.
Jetzt denken sich bestimmt gerade viele die diesen Text
lesen, ach mein Gott heul nicht rum.
Dann musste halt die Spülmaschine ausräumen.
Et voila – da befinden wir uns nämlich schon direkt beim nächsten Punkt. Willst
du das Thema nämlich mal anbringen, dass dir das ganze stinkt und du es nicht
einsiehst, dass nur die Frauen die Spülmaschine ausräumen müssen, dann biste ja
gleich die Zicke. Die Tusse die zickt und sich wieder beruhigen muss. Weil es
ja einfach lächerlich ist, dass man sich über sowas aufregen kann. Und man
sollte sich auch mal fragen, ob man da vielleicht einfach ein wenig zu
empfindlich ist.
So und jetzt gehe ich zu meinem Chef und erzähle ihm etwas von
Gleichberechtigung. Zack – damit katapultiere ich mich in die Liga der
Oberemanze.
Ich bin ab jetzt der Che guevara im Kampf gegen den Küchendienst.
„Süß, versucht die Olle hier doch tatsächlich nen Aufstand zu machen. Die Soll
sich mal Ihren Lippenstift nachziehen und danach sieht die Welt doch gleich
wieder anders aus. Wahrscheinlich hat sie ihre Tage.“ Ja genau – wahrscheinlich habe ich meine Tage.
In solchen Momenten könnte ich aus Verzweiflung weinen. Es
geht dann nicht mehr um den Küchendienst. Um den Küchendienst geht es schon
lange nicht mehr.
Es geht darum, Dass du nicht ernst genommen wirst und dass es einfach unfair
ist. Und es ist die bittere Erkenntnis, dass du genau weißt, dass sie dich nie
ernst nehmen werden. Weil du kein Karohemd anhast. Keine hässlichen
ausgelatschten Schuhe. Keine unstylische Friese. Weil du kein Mann bist.
Und dann frag ich mich – wo bist du? Wo bist du, du scheiß Gleichberechtigung.
Du kommst zur Arbeit und bekommst einen dummen Spruch nach dem anderen gedrückt, weil du eben nicht rumläufst wie der letzte Bauer. „Wow - silberne Schuhe – mutig.“ Ach ja? Dein hässliches Hemd ist auch mutig- denke ich. Sage aber nichts. Denn dann bin ich ja wieder die Zicke.
Ich denke, wir befinden uns gerade in einem dicken krassen Generationencrash. Hier trifft oldschool auf Generation Y. Die Rebellen, die Revoluzzer treffen auf die Schaffer.
Manchmal kotzt mich dieses Gleichberechtigung Geschwafel
richtig an. Muss ich wirklich zugeben.
Gleichberechtigung für die Frau heißt doch eigentlich nur, du darfst zu allem
was deine „Frauen-Aufgaben“ betrifft. Haushalt, etc. auch noch 40 Stunden
arbeiten. Und die Männer sind genervt
von diesem ganzen Gleichberechtigungs-Wahn.
Aber da ich mehr der Fan von Happy Ends bin, bin ich der
festen Überzeugung, dass unsere Mädels - mich mit einbezogen - und auch Jungs hier
noch jede Menge Arbeit leisten werden.
Damit meine Tochter (die ich evtl. mal haben werde), später nicht nur die
Spülmaschine ausräumen muss 😊 und mein Sohn (den ich evtl. mal haben
werde) öfter mal die Spülmaschine ausräumt 😉
Behandelt die anderen einfach so, wie ihr selbst behandelt werden möchtet. Es könnte so einfach sein.